Sonntag, 17. April 2011, 10.30 Uhr
Hommage an Max Frisch zum 100. Geburtstag. Dr. Monika Melchert liest aus ihrem Buch »Leben spielen. Die schönsten Szenen bei Max Frisch«.
Peter-Weiss-Bibliothek, Hellersdorfer Promenade 24, 12627 Berlin. Eintritt frei.
Eine Einladung in das Werk des großen Schweizer Dramatikers und Erzählers Max Frisch, der mit so bekannten Theaterstücken wie Andorra, Biedermann und die Brandstifter oder Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie ebenso zur Weltliteratur zählt wie mit seinen Romanen Stiller, Homo Faber und Mein Name sei Gantenbein.
Das Werk Max Frischs – am 15.5.2011 jährt sich sein hundertster Geburtstag – ist ein Kosmos an Geschichten. Atemberaubend, verblüffend, bizarr und höchst unterhaltsam. Und gerade er sagt: Geschichten sind nicht das Leben; man kann sein Leben nicht erzählen. Folgt man ihm aber in seine Geschichten, die epischen wie die dramatischen, ist der Gewinn riesig. Immer wieder hat er darüber nachgedacht, wie der Einzelne in der modernen Gesellschaft leben kann, ohne sein Ich, die Übereinstimmung mit sich selbst, zu verlieren. Es sei nicht die Zeit für Ich-Geschichten, und doch vollziehe oder verfehle sich das menschliche Leben am einzelnen Ich, nirgends sonst, meint er. Und so finden wir in seiner Literatur großartige Menschheitsgeschichten, die uns ergreifen, weil sie Grundmuster menschlichen Verhaltens darstellen – etwas, das jeden Einzelnen angeht.
Da
kann die Geschichte von Walter Faber, von Stiller, von dem Mann, der in
Zürich seiner eigenen Beerdigung zuschaut, oder vom alten Herrn Geiser,
der in einem kleinen Dorf im Tessin seinem Verschwinden etwas
entgegensetzen will, uns helfen, einen Orientierungspunkt für das eigene
Leben zu finden, helfen, einen Pflock einzuschlagen in einer immer
unübersichtlicheren Welt. Frisch schreibt und schreibt, Dramen, Romane,
Erzählungen, Filmscripts, Essays. Er bekennt sogar, er schreibe, weil
ihm Schreiben noch eher gelingt als Leben. Für ihn also der
Rettungsanker, um in dieser Zeit nicht unterzugehen. Seine Literatur
wird stets eine Mischung aus autobiographischer Erfahrung und
biographischer Fiktion sein. Monika Melchert
Dr. Monika Melchert,
geboren 1953, studierte 1974–1979 Germanistik und Ästhetik an der
Humboldt-Universität zu Berlin. 1981 Promotion zum Dr. phil. 1981–1999
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität, Institut
für deutsche Literatur, dazwischen von 1982–1984 Lektorin für deutsche
Sprache und Literatur an der Universität von Madagaskar in Antananarivo
sowie 1984–1986 in Warschau. Arbeitsschwerpunkte: Deutsche Literatur des
20. Jahrhunderts, Erzähltheorie / Geschichte des Romans,
Nachkriegsliteratur, Frauenforschung. Freiberuflich tätig im Auftrag der
Akademie der Künste in der Anna-Seghers-Gedenkstätte und der
Brecht-Weigel-Gedenkstätte Berlin. Vorstandsmitglied der
Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V.